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  review PEARLS IN MUD PART 1 & PART 2  

  rbd BAD ALCHEMY # 83        
     
         
   
 

 

Mit dramatischem Gegonge und dem Diktum, dass die Fähigkeit zu begreifen den Menschen als Person ausmacht, hebt dann PEARLS IN MUD (NO EDITION # 80) an. ERIK MÄLZNERs Mittel sind die gleichen - Computer, Midikeyboard, Samples, Stimmen, Per­cussion. Die insgesamt achtundzwanzig Stücke sind nun kürzer, aber scheinen von ähnlich unoptimistischer Grundstimmung geprägt, wenn nicht Menschenweh, dann Alterswehmut: 'Many Years', 'Es war einmal', 'Old Dodderer', 'Hinterm Horizont', 'Last Word...'. Was trotzigen Gitarrendrive nicht ausschließt in unverdrossener Sisyphosarbeit. Und auch nicht Humor. Da ist einer noch lange nicht schachmatt. Zwar: Photos vergilben / Bücher werden brüchig / Filme zersetzen sich / Erinnerungen verblassen (gesungen in brummbäriger Slow Motion) ... Aber auch: Märchen werden wahr / ich werde unsichtbar / ich bin zu schnell um gesehen zu werden ... Zwar: Alle sind tot / aus den Augen aus dem Sinn ... Aber auch: manchmal eine Auferste­hung. Dazu kommt ein Kynismus aus ner Hundeperspektive (mit eigenem Kauderwelsch): ibich bibin zwabar klabein / doboch schabauebe ibich aban dibir ebempobor / sobo bibist dubu sobo groboß / dabaß ebes mibir eberschabeint / abals bebesäbäßebest dubu kabeineben Kobopf. Der Tenor ist der bekannte - der feierliche Trott eines alten Gauls, Fanfaren mit schwarzem Flor, knurrige Drones, holzige, metallisch rasselnde oder glockige Perkussion, fatale Anschläge am Piano, Gitarren­pathos, die Mundharmonika bei 'Oroboros', einem besonders tristen Nocturne mit Kontrabass, Piano und Sitar. Aber dagegen auch wieder der irritierend trockene Tonfall einer Frauenstim­me. Oder das im Walzertakt georgelte 'Slime' als Zwitter aus Urschleim-Soul und Cassiber. So dass Mälzner eine Spannweite aufreißt und einen Kreis zieht von Protoplasma und sich lang­sam mit Verständnis anreichernden Kindsköpfen über einen Chor, der knarrend besingt, wie Ideen als Perlen in Schwein und Schlamm enden, bis zu Geist, der in der Maschine endlich ganz zu sich selber kommt. '123 4' tanzt den Dino-Bolero, 'Between Thighs' müht sich wie eine Forelle stromaufwärts zurück zum Ursprung. 'Early Childhood' fragt zu himmlischer Vokalisation und hymnischem Synthiegeorgel neue Erdenbürger kritisch: "What are you doing up here anyway?" 'Checkmate' lässt einem keine Chance gegen eine spitzzungige Engländerin. Bei 'Menu' bleibt nur ein sarkastisches Halali zum alltäglichen Kannibalis­mus, gegen den kein Kraut gewachsen scheint. Der Song würde gut ins Repertoire von Gustav passen. Im finalen 'Invisible Dog' singt Mälzner mit Felsenbeißerstimme von der Kluft zwischen Sprache und Wirklichkeit. Der Versuch, beides zur Deckung zu bringen, lässt jedoch nur ein Nichts, über das es nichts zu sagen gibt ... corrected many times until nothing was left and there is nothing more to say.

rbd BAD ALCHEMY # 83, Germany

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