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  review FREE FOLEY ARTIST  

  rbd BAD ALCHEMY # 101        
     
         
   
 

 

Apropos Farbe. ERIK MÄLZNER lässt einen als freiberuflicher Geräuschemacher und gelegentlich seltsamster Singer-Songwriter mit words / voice / midi-keyboard / samples / computer auf Free Foley Artist (NO EDITION # 113) taumeln zwischen Farben und Filmen. Mit Gesang eines fast schon launig aufgekratzten Ents, der einen das Nichtfürchten vor Rothko, Mondrian und Newman lehrt. In nostalgisch begeigten, von zeitlupigen Beats beklopften Kopfkinoszenen: viele Menschen liegen am Strand / Schlafende oder Leichen / Wellen plätschern / Möwen tanzen / nur Stille / pure Idylle ('Nach Angaben des Szene­bildners'). Oder ist das kein Kino, sondern einer der Albträume, wie sie die Nachrichten eingeflößen? Dann doch lieber Jennifer Garner ("Alias – Die Agentin") als geschiedene Mrs. Foley, Jennifer Grey als dirty Dancer oder die ins schleppend geknarrte Nachtgebet eingeschlossene Isabelle Huppert. Mit, nach gefühlten hundert Jahren Zweisamkeit, un­verwelktem Respekt für Cherilyn Sarkisian [Cher] und Barbra Streisand ('Mischpoche'). Daneben bereut bei 'Rumor' ein autistischer Idiot / nach fünf Jahrzehnten, dass er eine Ex abgewiesen hat und nicht wiedererkennen wollte. Beim klimper-poppigen Drehwurm immer wieder / immer wieder / denke ich / das wird schon / immer wieder / immer wieder / denke ich / das wird nichts ('Dialektik') wird scheint's aus dem Nähkästchen geplaudert. Ähnlich mit Geschriebenes durchstreichen / oder zerreißen wegwerfen / oder verbrennen schreddern / oder erst gar nicht schreiben / so wird das nie etwas / immer wieder anfan­gen / und dann zweifeln / Jahr für Jahr / stapeln sich / leere Notizbücher / ohne Bedeutung (beim abrupt-impulsiven, löchrig verkrachten 'Vita ante acta'). Immerhin: Kräuterblut & Eisensaft geben dem morschen Dichter Kraft, machen ihn wohlgemut ('E wie'). Dennoch: 'Auf weiter Flur' findet sich zwar Vieles. Aber ins Auge des Betrachters fällt dabei so wenig Tröstliches wie tote Häuser / Licht brennt hinter halb heruntergelassenen Rollläden / staubige Straßen / überfahrene Tiere / und ab und zu / ein einzelner Schuh. So dass es kaum verwundert, wenn sich dazu altersweise (oder von einer Dämonin ins Ohr geträu­felte) Vanitas-Gedanken einstellen, die Mälzner zu tristen Streichern mit rasselnder Kehle und Baumhirten-Stimme raunt: früher oder später / spielt keine Rolle / früher oder später / endlich Albernheit / früher oder später / kein Interesse / früher oder später / letztes Ver­sagen / früher oder später / düngender Kompost ('Moribund'). Ich bin für 'oder später'. Und für Albernheit sowieso.

rbd BAD ALCHEMY # 101, Germany

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