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Bei 23 RUE St - SULPICE / PARIS 6e / JULI 2018 (NO EDITION # 134, DL/USB)
handelt es sich (angeblich) um eine gefundene Kassette. UNBEKANNTerseits
bespielt mit Industrial/Noise, kunstvoll genug, um es mit 90% der namhaft
in Umlauf gebrachten Kassettentäter- & Soundartistereien aufzunehmen.
Sirrende, bohrende und sonstwie schüttende, kramende, perkussiv
hantierende Machenschaften mit krachigen, pochenden, scharrenden Akzenten
sind in ihrer schrottigen Action verschönt durch feminin vokalisierte
Verzierungen (oder etwas, das sich so anhört). Dazu in bewusstem
Stadtkrach-Landkrach-Kontrast beginnt zu salbungsvollem Dröhnen
und Vogelgezwitscher eine Kuh zu muhen, ein Geräusch, als würde
ihr ein Moped aus dem Maul rollen. Giftig spitze Laute und rhythmisch
gewellte verdichten meinen Eindruck, dass da ein kompetenter Gestalter
am Werk war. Rumpelig geschlossene Eisentore, englische Stimmsamples,
schrille, jaulige und sonstwie hochkuriose Geräusche verraten ein
sarkastisches, für hühnerhöfisches Roaratorio aufgeschlossenes
Gemüt. Track B2 ist jedenfalls über die Maßen hilarious,
wie englische Katastrophentouristen es 1871 in Paris ausgedrückt
haben. Drahtharfige Schläge bringen eine summende Musikalität
ins Spiel, das somit eine neue Seite aufschlägt, die mit impulsiven
Crashes und surrigen Clashes aber sowas von zerkladderadatscht wird.
Wie Venetian Snares, aber nochmal durch den Fleischwolf gedreht. Die
drahtharfig perkussiven Schläge kehren, abgedunkelt, wieder, ihr
sirrendes Schwallen durchsetzt mit klackig schlackerndem Groove. Bis
hin zu einem gemickymausten please fast forward the tape to the end
of this side als launigem Finish. Sowas findet man auf der Straße?
Wer's glaubt, wird selig
rbd BAD ALCHEMY # 108, Germany
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